Stockholm-Syndrom und Glücksspiel: Eine psychologische Verbindung
Das Stockholm-Syndrom, ein psychologisches Phänomen, bei dem Opfer eine Bindung zu ihren Peinigern entwickeln, mag auf den ersten Blick wenig mit Glücksspiel zu tun haben. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich eine faszinierende Parallele: die emotionale Abhängigkeit, die Spieler gegenüber dem Glücksspiel entwickeln können. In diesem Artikel untersuchen wir, wie diese Dynamik entsteht und warum sie so schwer zu durchbrechen ist.
Beim Glücksspiel erleben Spieler eine Achterbahn der Gefühle – von der Euphorie eines Gewinns bis zur Verzweiflung nach einem Verlust. Diese ständigen Höhen und Tiefen können eine Art emotionale Bindung schaffen, ähnlich wie beim Stockholm-Syndrom. Das Casino oder der Spielautomat wird zum „Entführer“, der den Spieler in seinem Bann hält. Selbst wenn Verluste überwiegen, kehren viele zurück, getrieben von der Hoffnung auf Erlösung durch den nächsten großen Gewinn.
Psychologen erklären dies mit dem Prinzip der intermittierenden Verstärkung. Gewinne kommen unregelmäßig, was das Verlangen verstärkt, weiterzuspielen. Diese Unvorhersehbarkeit macht das Glücksspiel so süchtig machend – ähnlich wie die unberechenbare Behandlung durch einen Entführer, die beim Stockholm-Syndrom Zuneigung auslöst. Der Spieler beginnt, das Spiel trotz der negativen Folgen zu „lieben“.
Die Mechanismen hinter der Bindung
Ein zentraler Aspekt ist die Illusion der Kontrolle. Beim Poker oder Slots wie „Resident“ glauben Spieler oft, dass sie durch Geschick oder Strategie Einfluss nehmen können, obwohl der Zufall dominiert. Diese Illusion hält sie gefangen, ähnlich wie Opfer des Stockholm-Syndroms glauben, sie könnten ihre Situation verbessern, indem sie kooperieren. Das Ergebnis ist eine tiefere Bindung an das Spiel.
Hinzu kommt die soziale Isolation, die exzessives Spielen mit sich bringen kann. Wenn Freunde und Familie sich zurückziehen, wird das Casino – online oder offline – zum einzigen „Begleiter“. Diese Abhängigkeit verstärkt die emotionale Verbindung und macht es schwer, sich zu lösen, selbst wenn die Verluste steigen.
Wie man die Bindung durchbrechen kann
Den Kreislauf zu durchbrechen erfordert Bewusstsein und Disziplin. Ein erster Schritt ist, die eigenen Spielgewohnheiten zu reflektieren: Wie oft spielst du? Wie viel Geld hast du verloren? Das Führen eines Tagebuchs kann helfen, die Realität zu erkennen. Ebenso wichtig ist es, Alternativen zu finden – Hobbys oder soziale Aktivitäten, die ähnliche emotionale Befriedigung bieten, ohne finanzielle Risiken.
Professionelle Hilfe, wie Therapie oder Selbsthilfegruppen, kann ebenfalls entscheidend sein. Viele Spieler erkennen erst durch den Austausch mit anderen, wie stark sie in dieser „Beziehung“ gefangen sind. Casinos bieten oft auch Tools wie Einzahlungslimits oder Selbstausschluss, die genutzt werden sollten, um die Kontrolle zurückzugewinnen.
Fazit: Eine gefährliche Liebesaffäre
Das Stockholm-Syndrom im Kontext des Glücksspiels zeigt, wie mächtig emotionale Bindungen sein können. Es ist eine Beziehung, die fesselt, obwohl sie schadet – eine Dynamik, die sowohl faszinierend als auch alarmierend ist. Wer sich dieser Parallele bewusst wird, hat den ersten Schritt getan, um sich zu befreien und das Spiel als das zu sehen, was es sein sollte: ein Zeitvertreib, kein Lebensinhalt.
Artikel zuletzt aktualisiert am 14.03.2013