Hilfsbereitschaft ist eine Tugend.
Wird das Helfen jedoch zur Sucht, spricht man vom Helfersyndrom.
Menschen mit Helfersyndrom sehen nur dann einen Sinn in ihrem Leben, wenn sie anderen helfen können:
Sie lassen alles stehen und liegen, wenn sie jemanden entdecken, der vermeintlich ihre Hilfe braucht.
Dabei vergessen sie jedoch völlig ihre eigenen Bedürfnisse. Sie opfern sich auf und geraten nicht selten in einen Zustand totaler Erschöpfung.
Darüber hinaus sind sie oft enttäuscht oder wütend darüber, dass andere ihre Hilfsbereitschaft nicht ausreichend würdigen…
Solltest du dich hier wiedererkennen, dann lies unbedingt weiter! Denn in diesem Artikel zeige ich dir 11 Wege, wie du dich von deinem Helferkomplex befreien kannst und einen gesunden Egoismus entwickelst.
Damit du endlich ein entspanntes, glückliches und erfülltes Leben genießen kannst – frei von dem Zwang, ständig allem und jedem helfen zu müssen…
Inhaltsverzeichnis
- Die Sucht zu helfen: Was ist ein Helfersyndrom?
- Wenn Hilfsbereitschaft zum Problem wird
- Der Test: Hab ich ein Helfersyndrom?
- Wichtig: Verstehe die Ursachen deines Helfersyndroms
- Das Helfersyndrom überwinden: 11 Wege aus der Helfer-Sucht
- 1. Stärke den Gegner des Helfersyndroms
- 2. Erkenne, dass deine Hilfe anderen schadet
- 3. Stell immer die entscheidende Frage
- 4. Nutze die Selbstwert-Power eines Erfolgsbuchs
- 5. Warum du egoistisch bist und wie du das nutzt
- 6. Wem du UNBEDINGT helfen solltest und warum
- 7. So vermeidest du Emotions-Explosionen
- 8. Warum es hilft, wenn DU um Hilfe bittest
- 9. Nutze den Anti-Hilfseinsatz-Countdown
- 10. Wie du herausfindest, was du willst (außer helfen)
- 11. So meisterst du die Königsdisziplin: Das NEIN sagen
- So lenkst du dein Helfersyndrom in positive Bahnen
- Das Helfersyndrom in besonderen Lebenssituationen
- Bonus: Umgang mit Menschen mit Helfersyndrom
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Die Sucht zu helfen: Was ist ein Helfersyndrom?
Menschen mit Helfersyndrom (auch Mutter-Theresa- oder Samariter-Komplex genannt) sind süchtig danach, anderen zu helfen. Sie helfen ständig und vor allem auch dann, wenn ihre Hilfe gar nicht gebraucht wird.
Damit tun sie sich keinen Gefallen, denn:
Wer ständig anderen hilft und dabei seine eigenen Bedürfnisse vergisst, brennt früher oder später komplett aus.
Erschöpfung, Depressionen und Burnout sind häufig die Folge.
Darüber hinaus erwarten Menschen mit Helfersyndrom von den anderen Dankbarkeit und Anerkennung für ihren Einsatz. Bleiben diese aus, reagieren die Helfer nicht selten mit Wut oder Enttäuschung.
Oftmals geraten sie dann in einen Teufelskreis: Sie helfen NOCH MEHR, in der Hoffnung, dass sie DANN Wertschätzung und Dankbarkeit bekommen…
Ein glückliches und erfülltes Leben können Betroffene aber nur führen, wenn sie sich aus diesem Teufelskreis befreien. Dazu ist es wichtig zu erkennen, ob man „nur“ hilfsbereit ist oder unter einem Helfersyndrom leidet.
Doch was ist eigentlich der Unterschied?
Wenn Hilfsbereitschaft zum Problem wird
Hilfsbereit zu sein ist wichtig für ein soziales Miteinander…
Woran erkennst du nun aber, ob du gerade hilfsbereit bist oder unter einem krankhaften Helfersyndrom leidest?
Das Hauptmerkmal für ein Helfersyndrom ist Folgendes:
Deine Hilfe orientiert sich nicht an der Notwendigkeit des anderen. Das Helfen ist vielmehr eine Notwendigkeit für DICH.
Dir ist egal, ob der andere deine Hilfe überhaupt braucht oder will. Du hilfst auch nicht selbstlos und uneigennützig, sondern sehnst dich dabei immer nach Dank und Anerkennung. Das ist quasi der Antrieb für deinen Lebensmotor. Bleibt der Dank aus, bist du wütend oder enttäuscht und fühlst dich ausgenutzt.
Um zu überprüfen, ob du aus Hilfsbereitschaft oder aufgrund eines Helferkomplexes handelst, stell dir folgende Frage:
Würde ich dem anderen auch dann helfen, wenn ich ganz genau wüsste, dass ich KEINEN Dank dafür bekomme?
Lautet die Antwort „ja“, dann handelst du wahrscheinlich aus Hilfsbereitschaft…
Doch Vorsicht!
Menschen mit Helfersyndrom belügen sich hier gerne selbst. Sie halten sich für total altruistisch (das bedeutet: selbstlos und uneigennützig). In Wirklichkeit dient ihr Altruismus jedoch dazu, auch DAFÜR Anerkennung zu bekommen.
Deswegen hab ich hier noch ein paar weitere Fragen, mit denen du herausfinden kannst, ob du vom Helfersyndrom betroffen bist:
Der Test: Hab ich ein Helfersyndrom?
Da das „Helfersyndrom“ keine anerkannte psychologische Störung ist, gibt es auch keine wissenschaftliche Definition oder Methode, um es zu diagnostizieren.
Man kann sich jedoch sehr gut selbst überprüfen, wenn man ehrlich zu sich ist.
Lies dir dazu die folgenden 5 Aussagen durch. Je öfter du den Aussagen innerlich zustimmst, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass deine Hilfsbereitschaft über das „gesunde“ Maß hinaus geht…
Inwieweit treffen diese Aussagen auf dich zu:
- Du hast fast nie Zeit für dich selbst, weil du ständig damit beschäftigt bist, anderen zu helfen.
- Man muss dich nicht darum bitten, zu helfen. Sobald du jemanden entdeckst, der Hilfe braucht, bist du im Einsatz.
- Du ärgerst dich öfter darüber, dass dir andere deinen Einsatz gar nicht richtig danken.
- Du fühlst dich total mies und nutzlos, wenn du aus irgendwelchen Gründen nicht helfen kannst (z.B. weil du krank im Bett liegst).
- Du bittest selbst andere fast nie um Hilfe, sondern versuchst immer alles alleine zu packen.
Sofern du eine oder mehrere Fragen innerlich mit „Stimmt!“ beantwortet hast, trifft das Helfersyndrom vermutlich auf dich zu.
Wenn du dir immer noch nicht ganz sicher bist, hab ich hier noch einen etwas ausführlicheren Test für dich: Zum Helfersyndrom Test
Doch ganz egal, wie hoch bei dir die Wahrscheinlichkeit für ein Helfersyndrom ist – die folgenden 11 Tipps sind letztendlich für JEDEN wichtig, denn sie bringen grundsätzlich mehr Glück und Entspannung in dein Leben.
Zuvor wirf aber unbedingt noch einen Blick auf die Ursachen, damit du verstehst, WARUM du anderen ständig hilfst:
Wichtig: Verstehe die Ursachen deines Helfersyndroms
Wenn du dein Helfersyndrom überwinden möchtest, solltest du zunächst die Ursachen kennen und verstehen. Warum das so wichtig ist, verrate ich dir gleich…
Das Helfersyndrom hat seine Ursachen meistens in der Kindheit.
Bekommt ein Kind immer das Gefühl vermittelt, dass es nur geliebt wird, wenn es etwas (für andere) leistet, dann kann sich daraus später ein Helfersyndrom entwickeln.
Durch Aussagen wie: „Wenn du jetzt nicht hilfst, den Tisch abzuräumen, hat dich Mama nicht mehr lieb!“ oder „Sei ein braves Mädchen und kümmer dich um deinen kleinen Bruder.“ lernt das Kind, dass es nur dann liebenswert und wertvoll ist, wenn es anderen hilft.
Dadurch haben Menschen mit Helfersyndrom ein schwaches Selbstwertgefühl. Sie MÜSSEN anderen helfen, da sie sich ansonsten vollkommen nutzlos und ungeliebt fühlen.
Erst wenn du DAS verstanden hast, kannst du anfangen, etwas gegen deinen Helferkomplex zu tun!
Ohne dieses Verständnis gehen viele Menschen in eine Art Trotzhaltung und denken, dass sie das Helfersyndrom besiegen können, indem sie überhaupt nicht mehr helfen. Das klappt jedoch nicht, weil dann ihr Grundbedürfnis nach Liebe und Anerkennung nicht mehr erfüllt wird.
Der bessere Weg ist es, dein Selbstbewusstsein zu stärken und zu lernen, dass du auch dann wertvoll und liebenswert bist, wenn du nicht ständig anderen hilfst.
(Hinweis: Mach jetzt bitte deinen Eltern keinen Vorwurf. Sie wollten dich zu einem fleißigen und hilfsbereiten Menschen erziehen. Daran ist nichts verkehrt. Und sehr oft haben sie es selbst von ihren Eltern genauso gelernt und wussten es daher nicht besser…)
Im nächsten Abschnitt zeige ich dir nun 11 Wege, mit denen du dein Selbstwertgefühl stärken und dich von der Abhängigkeit des Helfen-Müssens befreien kannst:
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Das Helfersyndrom überwinden: 11 Wege aus der Helfer-Sucht
Bevor du anfängst, etwas gegen dein Helfersyndrom zu unternehmen, solltest du es als erstes akzeptieren. Es ist ja im Grunde nichts Schlimmes, anderen zu helfen… Du übertreibst es nur ein bisschen.
Und ganz wichtig:
Versuche nicht, dein Helfersyndrom krampfhaft zu unterdrücken. Es ist so fest mit deiner Persönlichkeit verwurzelt, dass du darunter leiden würdest, wenn du es komplett zu unterdrücken versuchst. Es wäre so, als würdest du dir ein Körperteil abschneiden.
Besser: Lenk es behutsam in neue Bahnen, die dir selbst (und anderen) nicht schaden. Die folgenden Tipps werden dir dabei helfen:
1. Stärke den Gegner des Helfersyndroms
Der mächtigste Gegner deines Helfersyndroms ist dein Selbstbewusstsein!
Je stärker dein Selbstbewusstsein ist, umso schwächer wird automatisch dein Helferkomplex.
Selbstbewusstsein bedeutet ja im Grunde nichts anderes, als dass du dir deiner Selbst bewusst bist. Du erkennst also deinen eigenen Wert, deine Stärken und was dich ausmacht. Unabhängig davon, was andere über dich denken oder wie sie sich dir gegenüber verhalten. Du brauchst ihren Dank und ihre Anerkennung nicht mehr, um dich gut zu fühlen.
Mit einem gesunden Selbstbewusstsein richtest du deinen Fokus mehr und mehr auf DICH, auf deine Bedürfnisse, deine Wünsche und Ziele. Das hat nichts mit „Egoismus“ zu tun, wie er oft negativ verstanden wird. (siehe dazu auch Punkt 5)
Wenn du dann auch noch anfängst, deinen eigenen Zielen pro-aktiv entgegen zu gehen, anstatt dich immer nur auf andere zu konzentrieren, wird dein Leben bald viel positiver und erfüllter sein, als du es jemals für möglich gehalten hättest.
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2. Erkenne, dass deine Hilfe anderen schadet
Mach dir klar, dass du anderen NICHT hilfst, wenn du ihnen deine Hilfe aufdrängst.
Besonders „gefährlich“ ist das in Bezug auf deine Kinder: Wenn du ihnen ständig hilfst, ihnen alles abnimmst und alle Probleme von ihnen fern hältst, bleiben sie abhängig und unselbständig. Wie sollen sie jemals schaffen, ihr Leben alleine zu meistern, wenn du ihnen bei jeder Kleinigkeit hilfst?
Du nimmst ihnen außerdem die Chance, etwas alleine zu schaffen, Erfolgserlebnisse zu haben und stolz auf sich zu sein.
Aber auch Erwachsene sind nicht immer dankbar für ungebetene Hilfe. Meistens haben sie nämlich Schuldgefühle, wenn sie sehen, wie sehr du dich für sie aufopferst. Das ist vor allem in Beziehungen ein riesiges Problem. Mehr dazu später…
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3. Stell immer die entscheidende Frage
Hilf NIE ungefragt.
Das ist das Wichtigste, was du dir angewöhnen solltest: Hilf niemals, ohne vorher zu fragen, ob deine Hilfe überhaupt erwünscht ist!
Sobald du jemanden entdeckst, der aus deiner Sicht Hilfe braucht, frag ihn: „Möchtest du, dass ich dir helfe?“
Sagt der andere nein, dann HILF IHM NICHT! Selbst wenn du denkst, dass es doch viel besser für ihn wäre… Halte dich zurück!
Wird dein Hilfsangebot angenommen, darfst du natürlich helfen. Der Vorteil ist, dass du dann auch Dankbarkeit dafür bekommst, weil deine Hilfe erwünscht ist!
PS: Ärgere dich nicht, wenn du dich anfangs noch dabei ertappst, mal wieder ungefragt geholfen zu haben. Freu dich, dass es dir aufgefallen ist und versuch beim nächsten Mal wieder dran zu denken.
4. Nutze die Selbstwert-Power eines Erfolgsbuchs
Steigere dein Selbstwertgefühl, indem du erkennst, dass du auch dann etwas wert bist, wenn du anderen NICHT hilfst.
Am besten besorgst du dir dazu ein „Erfolgsbuch“. Das kann ein einfaches Notizbuch sein oder gern auch ein richtig schickes Schreibbuch.
- Als erstes überlegst du dir 3 Erfolgserlebnisse in deinem Leben, die NICHTS mit anderen zu tun hatten. Vielleicht backst du total gut Schwarzwälder-Kirschtorte, weil DU sie so gerne ist. Oder du fährst seit 20 Jahren unfallfrei Auto. Geh mal in Gedanken deinen Alltag durch, dann fällt dir bestimmt etwas ein. Schreibe diese 3 Erfolge in das Buch.
- Als nächstes fragst du mindestens 5 Leute aus deinem Bekannten- und Verwandtenkreis, was sie an dir toll finden. Sie sollen dir mindestens 3 Eigenschaften nennen und „Hilfsbereitschaft“ darf nicht dabei sein. Trage ihre Antworten ebenfalls in dein Buch ein.
- Und dann schreibst du ab sofort jeden Abend ein kleines Erfolgserlebnis des Tages dazu. Schreib vor allem Situationen auf, in denen du einen Sieg über dein Helfersyndrom errungen hast. Beispiel: „Ich habe heute beobachtet, wie sich Klaus mit der Kaffeemaschine rumgeärgert hat. Und ich habe ihm NICHT geholfen!“
Noch mehr Tipps um dein Selbstwertgefühl auf ein neues Level zu bringen, bekommst du hier: Selbstwertgefühl stärken
5. Warum du egoistisch bist und wie du das nutzt
Werde ein bisschen egoistischer und kümmere dich öfter mal um DEINE Bedürfnisse.
Falls sich dir beim Begriff „Egoismus“ alle Nackenhaare sträuben, ist das ganz normal. Egoismus ist für einen Menschen mit Helfersyndrom wie Knoblauch für einen Vampir…
Aber ich sag dir eins: Im Grunde BIST du bereits egoistisch! Du hilfst anderen, um deren Anerkennung und Dankbarkeit zu bekommen und das tust du aus purem Egoismus.
Nun wird es Zeit, dass du deinen Egoismus für DICH einsetzt! Jede Menge Tipps und Anregungen dazu findest du in diesem Artikel: Egoismus: Warum du egoistischer werden solltest (+ 8 Tipps für den Alltag)
Dort erkläre ich dir auch, warum du sogar ANDEREN hilfst, wenn du egoistischer wirst!
6. Wem du UNBEDINGT helfen solltest und warum
Dein Drang zu helfen ist der verzweifelte Wunsch nach Liebe, Dankbarkeit und Anerkennung. Dadurch machst du dich von anderen abhängig.
Je mehr Selbstliebe du entwickelst, umso mehr befreist du dich aus dieser emotionalen Abhängigkeit. Du wirst anfangen, dich für liebenswert und wertvoll zu halten – unabhängig davon, ob du anderen hilfst oder nicht.
Dazu solltest du anfangen, DIR zu helfen, indem du dir jeden Tag ganz bewusst etwas Gutes tust. Beginne auch hier mit kleinen Schritten, denn anfangs wirst du ein schlechtes Gewissen dabei haben. Aber keine Sorge – das verliert sich, sobald du merkst:
Je liebevoller du mit dir selbst umgehst, umso mehr Kraft hast du plötzlich auch wieder für andere!
Eine praktische Anleitung um deine Selbstliebe zu stärken, findest du hier: Selbstliebe: So lernst du dich selbst zu lieben
7. So vermeidest du Emotions-Explosionen
Fang an, über deine Gefühle zu sprechen. Vor allem über die negativen.
Ich weiß – als Mensch mit Helferkomplex möchtest du keine Schwäche zeigen, du willst immer die oder der Starke sein und immer für alle anderen da sein…
Aber du weißt jetzt, wohin das führt! Warte nicht, bis du in eine Depression oder den Burnout gerutscht bist. Fang am besten sofort an, dir deine „Fehler“ zunächst selbst einzugestehen und dich dann nach und nach auch anderen anzuvertrauen.
Mach dir eins klar:
Wenn du deinen emotionalen Druck nicht bewusst raus lässt, dann platzt er irgendwann unkontrolliert aus dir raus. (Wahrscheinlich hast du das sogar schon erlebt.) Meistens trifft es dann Menschen, die dir besonders am Herzen liegen wie deinen Partner oder deine Kinder.
Lass es nicht so weit kommen! Öffne dich und zeig dein wahres Ich – mit allen Höhen und Tiefen.
8. Warum es hilft, wenn DU um Hilfe bittest
Bitte ab und zu andere darum, DIR zu helfen.
Ja, ich weiß – das fällt dir verdammt schwer. Aber denk mal daran, wie gerne DU anderen hilfst. Hast du auch schon mal daran gedacht, dass sich die anderen auch freuen würden, wenn sie DIR helfen dürfen?
Du darfst ihnen also gern mal die Chance dazu geben!
Du kannst dir sogar Folgendes klar machen: Wenn du andere um Hilfe bittest und sie sich freuen, dir helfen zu dürfen, hast du ihnen indirekt ja auch geholfen.
9. Nutze den Anti-Hilfseinsatz-Countdown
Bist du immer der Erste, der sich meldet, wenn ganz allgemein um Hilfe gebeten wird? Egal ob auf Arbeit, im Freundeskreis, im Sportverein oder in der Schule deiner Kinder … sobald jemand fragt: „Könnte jemand…?“ ist dein Arm schon oben, noch bevor die Frage überhaupt zu Ende gestellt wurde?
Ab sofort solltest du versuchen, erstmal innerlich langsam bis 30 zu zählen. WIRKLICH langsam!!!
Du kannst auch auf deine Uhr schauen und mindestens eine halbe Minute warten. Und wenn sich dann schon jemand anderes gemeldet hat – Glückwunsch! Du kannst entspannen und deine Zeit für was anderes nutzen (am besten für DICH!).
10. Wie du herausfindest, was du willst (außer helfen)
Menschen mit Helfersyndrom sind so darauf fixiert, anderen zu helfen, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse oft gar nicht (mehr) kennen.
Um herauszufinden, was dich außer dem Helfen noch erfüllt, kannst du folgende Übung nutzen:
Stell dir vor, du bist aus irgendeinem Grund plötzlich das einzige Lebewesen auf der Erde. Alle anderen Menschen und Tiere sind verschwunden. Alles andere (Strom, gut gefüllte Supermärkte etc.) ist jedoch noch vorhanden, so dass du dich um NICHTS kümmern musst.
Was würdest du tun?
Achtung: Eventuell kommt dir bei dieser Übung der Gedanke, dass dein Leben dann sinnlos wäre. Lass dich davon nicht verunsichern. Das ist ganz normal, weil bisher das Helfen dein einziger Lebenssinn war.
Lass diese Übung einfach eine Weile auf dich wirken. Früher oder später wird dir etwas einfallen, was DU einzig und allein für DICH tun würdest, wenn niemand mehr da ist, der es beobachtet oder bewertet. (Bei mir war das übrigens das Schreiben…)
Sobald du herausgefunden hast, was dich erfüllt, versuche das wenigstens für 5 Minuten täglich in deinen Alltag einzubauen! Damit löst du dich langsam von dem Gedanken, dass nur das Helfen deinem Leben einen Sinn gibt.
11. So meisterst du die Königsdisziplin: Das NEIN sagen
Dieser Punkt wird dir wahrscheinlich am schwersten fallen, da deine Aufopferung für andere bisher grenzenlos war. Um so wichtiger ist es, dass du ab heute damit beginnst, mehr und mehr darauf zu achten, wann deine Grenzen erreicht sind.
Setz dich dabei aber bitte nicht unter Druck. Das führt schnell zu einer Art Trotzhaltung, in der du plötzlich zu allem NEIN sagst und deine Hilfe komplett verweigerst.
Beginne erstmal damit herauszufinden, wo deine Grenzen überhaupt sind. Spüre, wann du dich überfordert fühlst.
Anfangs wirst du es erst hinterher merken und feststellen: „Puh, das wird mir jetzt echt zu viel, hätte ich mal lieber nein gesagt…„ Je bewusster du das wahrnimmst, umso schneller wirst du lernen, beim nächsten Mal VORHER deine Grenze zu setzen.
Eine komplette Anleitung, um das Grenzensetzen und NEIN sagen zu lernen, findest du hier: Grenzen setzen: Wie du lernst, NEIN zu sagen (eine Anleitung)
So lenkst du dein Helfersyndrom in positive Bahnen
Das waren meine Tipps, mit denen du dein Helfersyndrom behutsam in eine gesunde Richtung lenken kannst.
Ich hab sie hier nochmal für dich zusammengestellt, damit du sie dir am besten ausdrucken und irgendwo gut sichtbar aufhängen kannst:
Und hier kannst du die Übersicht auch direkt downloaden:
Eines möchte ich an dieser Stelle nochmal ganz deutlich sagen:
Es geht NICHT darum, dass du GAR NICHT mehr hilfst!!!
Du darfst anderen weiterhin helfen. Aber NUR, wenn es dir selbst gut geht und du nicht hilfst, DAMIT es dir gut geht!
Das Helfersyndrom in besonderen Lebenssituationen
Hier hab ich noch zwei spezielle Hinweise für dich. Sie beziehen sich auf Lebensumstände, in denen sich das Helfersyndrom oft besonders problematisch auswirkt:
Doppeltes Problem: Das Helfersyndrom in der Partnerschaft
Am Anfang einer Beziehung fällt das Helfersyndrom zunächst nicht negativ auf. Im Gegenteil: Du wirst keinen aufmerksameren und fürsorglicheren Partner finden als einen mit Helfersyndrom.
Mit der Zeit wird das Ganze jedoch zum Problem, und zwar für BEIDE Partner:
- Der helfende Partner baut nach und nach Frust auf. Er verausgabt sich total, um den anderen nach Kräften zu unterstützen. Dafür erwartet er natürlich Liebe und Dankbarkeit. Der andere ist jedoch entweder genervt oder betrachtet die ständige Hilfsbereitschaft mit der Zeit als Selbstverständlichkeit. Dadurch fühlt sich der Helfende nicht gewertschätzt und wirft dem Partner vor, total undankbar zu sein.
- Der Partner eines „Hilfs-Süchtigen“ leidet aber nicht nur unter den Vorwürfen, er wäre undankbar. Zusätzlich verliert er durch die Dauerhilfe des Partners nach und nach ebenfalls sein Selbstwertgefühl. Da ihm ständig bei allem geholfen wird, hat er bald das Gefühl, alleine nichts auf die Reihe zu kriegen. Gedanken wie „Ich bin nutzlos.“ oder „Ich kann nichts.“ führen dann im schlimmsten Fall direkt in eine Depression.
Daher sollten sich besonders Partner nicht scheuen, das Thema anzusprechen, wenn sie das Gefühl haben, der Partner könnte vom Helfersyndrom betroffen sein.
Hinweis:
Oft entscheiden sich Menschen mit Helfersyndrom bereits bei der Partnerwahl unbewusst für „schwache“ Personen (z.B. Menschen mit Suchtproblemen), denen sie dann unbedingt helfen wollen.
Sehr häufig findet man das Helfersyndrom auch in Kombination mit Narzissmus. Hier ist die Gefahr von Depressionen und Burnout beim helfenden Partner besonders groß, da der Narzisst aufgrund seiner krankhaften Störung keinerlei Rücksicht auf dessen seelischen und körperlichen Zustand nehmen wird.
Hier sollten Freunde oder andere Familienmitglieder aufmerksam sein und das Problem vorsichtig ansprechen (mehr dazu im letzten Abschnitt).
Burnout-Gefahr: Das Helfersyndrom im Berufsleben
Menschen mit Helfersyndrom suchen sich meistens soziale Berufe, in denen sie ihre Leidenschaft voll ausleben können (z.B. Krankenschwestern, Ärzte, Altenpfleger, Sozialarbeiter und sämtliche Assistenz-Berufe).
Das kann sowohl Vorteile als auch Nachteile haben.
- Der Vorteil ist, dass diese Personen ihr Helfersyndrom beruflich mit hohem Engagement einsetzen können. Dadurch kann der Drang ausgeglichen werden, auch im privaten Bereich ständig jedem helfen zu wollen.
- Der Nachteil ist, dass sich diese Menschen im Job oft komplett verausgaben. Sie machen ständig Überstunden, opfern mitunter ihre gesamte Freizeit und können auch nach Feierabend gedanklich nicht abschalten. Der Burnout ist meistens nur eine Frage der Zeit…
Bist du in einem solchen Beruf tätig und erkennst dich hier gerade wieder, dann solltest du besonders achtsam mit dir umgehen. Versuch die hier genannten Tipps auf jeden Fall umzusetzen.
Solltest du merken, dass dir das alleine nicht gelingt, such dir therapeutische Hilfe. Das gilt natürlich auch für alle anderen Betroffenen, die ihr Helfersyndrom alleine nicht in den Griff kriegen.
Bonus: Umgang mit Menschen mit Helfersyndrom
Zum Abschluss möchte ich dir noch ein paar Tipps geben, wie du am besten reagierst, wenn du es mit einem Helfersyndrom-Betroffenen zu tun hast:
- Die meisten Menschen haben Mitleid, wenn sie sehen, dass sich jemand völlig verausgabt. Sie möchten demjenigen gern helfen. Du kannst jedoch niemandem helfen, der selbst nicht erkennt, dass er ein Problem hat. Biete demjenigen lieber des öfteren DEINE Hilfe an. Du darfst auch rigoros sein (z.B.: „DU bleibst jetzt mal sitzen – ICH hole das Essen.“)
- Sprich das Thema nicht direkt an. Eine Konfrontation mit den Worten „Du hast doch voll das Helfersyndrom.“ führt selten zum Erfolg. Meistens belastet es denjenigen nur zusätzlich.
- Je besser das Verhältnis zwischen euch ist, umso offener kannst du natürlich auch äußern, was du beobachtest. Bleib dabei sachlich und schildere einfach nur dein Empfinden und dass du dir Sorgen machst.
- Hab Verständnis, wenn der andere alles abstreitet oder sogar wütend wird. Lass ihn dann in Ruhe und vertraue darauf, dass er trotzdem verstanden hat, was du ihm sagen wolltest. Vielleicht informiert er sich später selbst zu dem Thema, wenn er unbeobachtet ist (erzähl ihm also gerne von diesem Artikel hier).
- Eventuell bricht dein Gegenüber in Tränen aus… das ist ein gutes Zeichen! Menschen mit Helfersyndrom leiden unter einer enormen emotionalen Belastung, die sie vor anderen verbergen und sich meistens auch selbst nicht eingestehen. Durchbrichst du diese „Mauer“ aus Verdrängung, öffnet sich der Weg zu einer positiven Veränderung. Am besten gibst du deinem Gegenüber dann diesen Artikel zu lesen. Und Taschentücher…
Wenn du also jemanden kennst, dem dieser Artikel helfen könnte: Schick ihm den Link oder erzähl ihm einfach davon.
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Artikel zuletzt aktualisiert am 05.10.2019
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